"Lancia Endurance: Beta Montecarlo - LC1 - LC2" von  Sergio Remondino und Vittorio Roberti Mit „Lancia Endurance: Beta Montecarlo – LC1 – LC2“ legen die renommierten Autoren Sergio Remondino und Vittorio Roberti eine umfassende und tief recherchierte Chronik der Lancia-Prototypen-Ära in den internationalen Langstreckenrennen der späten 1970er und frühen 1980er Jahre vor. Im Mittelpunkt stehen drei technische Meilensteine des Turiner Traditionsherstellers: der Beta Montecarlo Turbo der Gruppe 5, der LC1 der Gruppe 6 sowie der LC2 der Gruppe C.

Das Buch beginnt mit einem fundierten Überblick über die strategische Neuausrichtung von Lancia in Richtung Langstreckensport, die maßgeblich von Cesare Fiorio vorangetrieben wurde. Die Autoren beleuchten detailliert die politische, technische und sportliche Gemengelage im Hause Lancia und Fiat, die zur Entwicklung der Rennwagen führte – unter dem ständigen Druck, sich gegenüber Porsche, Ford und später Jaguar zu behaupten.

Beta Montecarlo Turbo: Das erste große Kapitel widmet sich dem als „Gruppe 5“-Spezialtourenwagen entwickelten Beta Montecarlo, mit dem Lancia von 1980 bis 1981 die Markenwertung der Sportwagen-Weltmeisterschaft gewann. Neben der Technik – etwa dem 1,4-Liter-Turbomotor mit rund 370 PS – wird auch auf die Evolution der Karosserie, das Fahrwerkslayout sowie auf Fahrer wie Riccardo Patrese, Eddie Cheever und Michele Alboreto eingegangen.

LC1: Das folgende Kapitel widmet sich dem „Barchetta“ LC1 – einem offenen Sportprototyp der Gruppe 6, der 1982 trotz technischer Überlegenheit unter der Einführung der neuen Gruppe-C-Regeln litt. Hier überzeugt das Buch mit seltenem Material zu Dallaras Entwicklungsarbeit und der Reaktion auf das abrupt geänderte Reglement durch die FIA. Besonders wertvoll: ein Interview mit Giampaolo Dallara, das technische Entscheidungen und Kompromisse nachvollziehbar macht.

LC2: Der in Kooperation mit Ferrari entwickelte LC2 ist das wohl ehrgeizigste Projekt Lancias im Langstreckensport – und gleichzeitig das tragischste. Obwohl mit einem Ferrari-V8-Biturbomotor ausgerüstet, musste sich der LC2 in der Gruppe C meist der überlegenen Standfestigkeit der Porsche 956 geschlagen geben. Hier brilliert das Buch mit akribischen technischen Daten, Zeichnungen von Alessandro Cordasco, Rennberichten und den Stimmen von Teammitgliedern. Die Kapitel über Le Mans 1983 bis 1986 sind spannend und analytisch zugleich.

Insgesamt zeichnet das Buch nicht nur die Geschichte dreier Rennfahrzeuge nach, sondern beschreibt auch eindrucksvoll den Aufstieg und Rückzug Lancias aus der Welt des internationalen Prototypensports – ein Abschnitt, der oft im Schatten der Rallye-Ikonen wie Stratos, 037 und Delta S4 steht.

Stil & Lesbarkeit

Trotz der zweisprachigen Präsentation (Italienisch und Englisch nebeneinander) gelingt es dem Buch, durchgängig flüssig und professionell zu bleiben. Der Ton ist sachlich, journalistisch präzise und technisch versiert – ohne dabei trocken oder unverständlich zu wirken. Remondino und Roberti schreiben mit der Erfahrung langjähriger Motorsport-Kenner, vermeiden unnötige Überhöhung und lassen stattdessen die Fakten und Stimmen der Zeitzeugen sprechen.

Besonders angenehm: Auch Leser ohne Ingenieursstudium werden mitgenommen, weil komplexe Zusammenhänge erklärt und immer wieder in den historischen Kontext gesetzt werden. Gleichzeitig ist der Text für Kenner anspruchsvoll genug, um neue Perspektiven zu eröffnen – etwa über die Rolle von Fiat Racing, das Zusammenspiel mit Abarth oder die Sponsorenpolitik von Martini Racing.

Bildmaterial & Design

In dieser Kategorie spielt das Werk seine ganze Stärke aus. Das Layout ist großzügig, übersichtlich und hochwertig gestaltet. Zahlreiche großformatige Abbildungen – teils doppelseitig – ergänzen den Text, ohne ihn zu überlagern. Dabei handelt es sich keineswegs um bloße PR-Bilder, sondern um eine Mischung aus:

  • Werkfotos und Technikzeichnungen
  • Detailaufnahmen von Prototypen (Motoren, Cockpits, Aufhängungen)
  • Zeitgenössischen Rennszenen (Monza, Le Mans, Brands Hatch etc.)
  • Porträts der Fahrer, Techniker und Teamchefs

Besonders erwähnenswert ist das eingestreute Archivmaterial aus dem Bestand von Reinhard Klein sowie exklusive Zeichnungen und technische Skizzen, die viele bislang unveröffentlichte Perspektiven eröffnen.

Über die Autoren

Sergio Remondino

Sergio Remondino gehört zu den führenden italienischen Motorsportjournalisten. Seine Laufbahn begann Ende der 1970er Jahre und führte ihn 1989 in die Redaktion von Autosprint, wo er über Jahrzehnte Berichte über Rallye- und Langstreckenrennen publizierte. Seine journalistische Arbeit zeichnet sich durch tiefe technische Kenntnisse, Zugang zu historischen Archiven und die Einbindung von Zeitzeugen aus – Qualitäten, die auch seine Bücher zu Lancia, Abarth, Alfa Romeo und Ferrari prägen.

Vittorio Roberti

Als Maschinenbauingenieur mit Spezialisierung bei Abarth seit 1979 war Vittorio Roberti direkt an der Entwicklung technischer Highlights wie der Lancia Rally 037, der Delta S4 und des Gruppe-C-Prototyps LC2 beteiligt. Seine Rolle umfasste entscheidende Entwicklungsbereiche wie Fahrwerk, Aufhängung und Aerodynamik. Der heute als Autor anerkannte Experte greift in seinen Fachbüchern auf Erfahrungswissen und Primärquellen zurück, was seinen Texten eine besondere technische Tiefe und Authentizität verleiht.

 

Daten des Buches

MerkmalAngabe
Titel: Lancia Endurance: Beta Montecarlo – LC1 – LC2
Originaltitel: Lancia Endurance: Beta Montecarlo – LC1 – LC2
Autoren: Sergio Remondino, Vittorio Roberti
Verlag: Giorgio Nada Editore
ISBN: 978-88-7911-951-1
Erscheinungsdatum: 7. Januar 2025
Sprache: Italienisch / Englisch (zweisprachig)
Seitenzahl: 216 Seiten
Abbildungen: Über 200, farbig & s/w, inkl. Zeichnungen
Format: Hardcover mit Schutzumschlag
Maße (L/B/H): 24 × 27 cm (Rücken ca. 22 mm)
Gewicht: ca. 1.400 g
Aktueller Preis: ca. 50,00 € (in Deutschland, abhängig vom Anbieter)

 

Fazit

„Lancia Endurance: Beta Montecarlo – LC1 – LC2“ ist ein glänzendes Beispiel dafür, wie man Motorsportgeschichte kompetent, spannend und visuell anspruchsvoll aufbereiten kann. Es gelingt den Autoren, die oft übersehene Epoche der Lancia-Prototypen zu rehabilitieren – als technologisch gewagte und rennsportlich ehrgeizige Phase, die heute mehr Anerkennung verdient.

Für Fans italienischer Marken, für Le-Mans-Historiker und für Technikliebhaber ist dieses Buch ein Muss. Auch Sammler von Ferrari- oder Dallara-Literatur finden hier eine sinnvolle Ergänzung ihrer Bibliothek. Dass die Werke Beta Montecarlo, LC1 und LC2 im Schatten des Lancia-Rallyeerbes standen, wird durch diese exzellente Publikation mit Nachdruck korrigiert.

Das Buch erhält von Macchina.de 9 von 10 Punkte

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 ( Text: Macchina.de & Foto: Giorgio Nada Editore )